Zeitleiste - Informationen zu den deutschen Siedlern und wichtigen historischen Ereignissen

1772 -1795
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Die Polnischen Teilungen

Das Cholmer Land war von den ersten beiden Teilungen nicht betroffen und gehörte zu dieser Zeit zu Polen. Bei der 3. Teilung Polens 1795 besetzte Österreich Zentralpolen und damit auch das Cholmer Land.

Karte: Paul Robert Magocsi, Historical Atlas of Central Europe. Seattle: University of Washington Press, 2002

1782
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Die älteste deutsche Siedlung

Die älteste Siedlung Michelsdorf entstand im Jahr 1782.

1795
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Westgalizien wird Teil des Kronlandes

Westgalizien (auch Neugalizien) war der Teil des Königreichs Polen, der mit der Dritten Polnischen Teilung 1795 unter der Herrschaft von Napoleon das österreichische Kronland fiel. Das Cholmer Land war nun Teil von Westgalizien.

Karte: Franz Reisser, Ost und West Galizien nach den neusten Beobachtungen, 1805

1807 - 1815
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Das Herzogtum Warschau

Das Herzogtum Warschau war ein von Kaiser Napoleon I. errichteter polnischer Satellitenstaat der von 1807 bis 1815 existierte. Er bestand aus den Gebieten, die während der Zweiten und Dritten Polnischen Teilung von Preußen annektierten wurden.

1809
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Das Cholmer Land gehört zum Herzogtum Warschau

Ab 1809 gehörte das Cholmer Land zum Herzogtum Warschau. (A. Jeske)

1815
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Kongress-Polen

Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel ein großer Teil Polens als autonomer Teil an Russland und erhielt die Bezeichnung  Königreich Polen, auch Kongress-Polen genannt. Das Cholmer Land gehörte dazu und war bis zum 1. Weltkrieg unter russischer Oberherrschaft.

Karte (Ausschnitt): Географический атлас Российской империи, Царства Польского и Великого княжества Финляндского расположенный по губерниям на русском и французском языках. 1821 год. Царство Польское. Генеральная карта. Время создания: 1821 Изображенное время: 1820

(dt.: Geographischer Atlas des Russischen Reiches, des Königreichs Polen und des Großherzogtums Finnland nach Provinzen geordnet in russischer und französischer Sprache. 1821. Königreich Polen. Zeitpunkt der Erstellung: 1821 Dargestellte Zeit: 1820)

1833
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Die deutschen Siedler im Cholmer Land

Kurt Lück nennt für das Jahr 1833 eine Anzahl von 717 Siedlern und für das Jahr 1868 bereits eine von 6.224 [Kurt Lück a.a.O., S.2 ].

1841
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1860 - 1885
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Die planmäßige Ansiedlung im Cholmer Land

Bis 1860 kamen vereinzelte Neugründungen von Siedlungen hinzu. Erst von 1860 bis 1885 begann der polnische Adel, mit Hilfe einer planmäßigen deutschen Ansiedlung die niedrigen Böden der landwirtschaftlichen Kultur zu erschließen.

1863/64
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Der "Januaraufstand"

Der "Januaraufstand" im russischen Teilungsgebiet wird niedergeschlagen.

1864
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Die Abschaffung der Leibeigenschaft

Im Jahre 1864 hob der Zar Alexander II. in Kongresspolen (im übrigen Russland schon 1861) die Leibeigenschaft auf. Dies war sozusagen das Signal für die deutschen Siedler, ins Cholmer Land zu strömen. 

Bild: Die Abschaffung der Leibeigenschaft in Russland (Bild von 1914 aus dem Slawischen Epos von Alfons Mucha)

1867
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Russisches „Weichselland“ - Die zehn polnischen Gouvernements

Im Jahre 1867 wurde das Wappen von „Kongresspolen“ abgeschafft und  zehn Gouvernements ins Zarenreich integriert. Der Name „Königreich Polen“ wurde seitens Russland durch die Fremdbezeichnung „Weichselland“ ersetzt.

Russische Karte der zehn polnischen Gouvernements aus dem Jahr 1910 (Ausschnitt)

1914 - 1918
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Der Erste Weltkrieg
1915 - 1918
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Die Deportationen deutscher Siedler nach Russland

Anfang Juli 1915, fast ein Jahr nach Ausbruch des 1. Weltkrieges, wurden die deutschen Siedler, obwohl sie inzwischen russische Staatsbürger waren, ins Innere Russland deportiert. Viele starben schon auf der Hinreise oder am Ankunftsort an Cholera oder Typhus, ebenso auf der Rückreise. Sie wurden in die Gebiete von Saratow an der Wolga, nach Ufa, Troizk, Orenburg, Samara und Kustanai sowie in weitere Orte Sibiriens gebracht. Die Behörden forderten die Menschen auf, sich Arbeit und Unterkunft zu suchen. Die Männer im sogenannten wehrfähigen Alter wurden zur russischen Armee eingezogen und zum großen Teil an der türkischen Front im Kaukasus eingesetzt. Im Kirchenbuch Cyców sah A. Jeske unter anderem den Sterbeeintrag von Ludwig Hein, *1899 in Garbatowka bei Cyców +24.4.1917 in Erzurum in der Türkei. (A. Jeske)

9. Februar 1918
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Der "Brotfrieden"

Am 9. Februar 1918 kam es nach dem Zusammenbruch des Russischen Kaiserreiches, infolge der Februarrevolution (Sturz des Zaren) und der Oktoberrevolution (Machtübernahme durch Kommunisten unter Führung von W.I.Lenin) in Russland 1917, in Brest-Litowsk zum sogenannten „Brotfrieden“ mit der neu gegründeten Volksrepublik Ukraine. Dieser wurde ein Teil des polnischen Staatsgebietes, die Region um Chełm/Cholm, zugesichert. Das Regentschaftskönigreich Polen (1916-1918) sollte Chełm/Cholm an die Volksrepublik Ukraine abtreten. Dazu kam es nicht.

Artikel bzw. Karte der New York Times vom 17. Februar 1918 über die Auswirkungen des Brotfriedens auf den Zerfall Russlands: grau die von der Ukrainischen Volksrepublik beanspruchten Gebiete (einschließlich der Sowjetrepubliken in Charkow und Odessa), schwarz das polnische Gebiet von Cholm

3. März 1918
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Die Friedensvertrag von Brest-Litowsk

Am 3. März 1918 wurde der Friedensvertrag zwischen Deutschland, Österreich/Ungarn, Türkei, Bulgarien und Sowjetrußland in Brest-Litowsk unterzeichnet. Damit war der Weg frei für eine Rückkehr ins Cholmer Land. Die meisten Siedler kehrten 1918 zurück, einige jedoch erst 1922, wie Kantor Kitlitz aus Cycow, Kreis Chelm. Sein Erlebnisbericht von der Deportation, der etliche Seiten umfasst, liegt mir vor. Nach ihrer Heimkehr sahen sie die vielen zerstörten Gebäude und verwüsteten Grundstücke. Der Generalgouverneur von Warschau, Hans von Beseler, drückte es so aus: "Ein großer Prozentsatz von Ihnen findet nichts weiter als eine elende Brandstätte und einen verwüsteten und verunkrauteten Acker vor, dort, wo einst ein schön gepflegtes Bauerngut bestand" 

[Adolf Eichler, Das Deutschtum in Kongreßpolen, S. 142 ]
11. November 1918
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Die Zweite Polnische Republik (II. Rzeczpospolita/Rzeczpospolita Polska)

Am 11. November 1918, am gleichen Tage als Deutschland und Frankreich einen Waffenstillstand vereinbarten, erklärte Polen seine Unabhängigkeit. Es entstand die Republik Polen, mit Józef Piłsudski als Staatsoberhaupt. Danach erhielten alle Siedler die polnische Staatsangehörigkeit. Wer dies nicht wollte, zog ins "Reich" oder wanderte nach Übersee aus. Wobei in dem einen oder anderen Fall die schlechte wirtschaftliche Situation vor Ort auch eine Rolle für den Wegzug spielte. (A. Jeske)

1. September 1939
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Der Zweite Weltkrieg

Am 1. September 1939 marschierten deutsche Truppen in Polen ein. Das Dorf Kulczyn im Kreis Włodawa erreichten sie am 18. September 1939. Zuvor waren schon russische Truppen durch den Ort gezogen, wie mir mehrere Zeitzeugen berichteten. (A. Jeske)

Herbst 1940
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Die Umsiedlung

Zitat aus "Der Heimatbote", Mitteilungsblatt für die Glieder der evangelisch-augsburgischen Kirche 1965; Herausgeber: Pastor Gerhard Richter Kiel-Holtenau

Im Herbst 1940 mussten die deutschen Siedler das Cholmer Land verlassen. Durch die Aktion "Heim ins Reich" wurden rund 32.000 Menschen in den Warthegau umgesiedelt. Ihnen wurden Höfe zugewiesen, in denen oft wenige Stunden zuvor noch polnische Bauern lebten. Beide, sowohl die deutschen Siedler als auch die Polen, hatten keine Wahl und mussten gehen. Die deutschen Siedler waren verpflichtet sich zu melden und registrieren zu lassen. Wer keinen Antrag auf Einbürgerung stellte, blieb polnischer Staatsbürger und war damit der Willkür der deutschen Besatzungsbehörden ausgeliefert. In den damaligen Zeitungen konnte man von einem Tausch -- Polen aus dem Warthegau ins Cholmerland und Deutsche in den Warthegau -- lesen. So in der National-Zeitung Essen vom 15.9.1940, der Warschauer Zeitung vom 7.8.1940 und in "Neues Bauerntum"  Heft 9 vom September 1940. Mit der Frage, in welchem Umfang tatsächlich ein Tausch stattfand, habe ich mich nicht befasst. (A.Jeske)